Kaum Urlauber in der Tier-Pension: Wie sich die Corona-Pandemie auf das Tierheim in Geislingen auswirkt

Südwestpresse 18.08.2020

Der Vorsitzende des Tierschutzvereins Türkheim erklärt, warum die Tierpension dieses Jahr nicht ausgebucht ist und welche Befürchtungen er wegen Corona hatte.

Für Katzen ist es in der Tier-Pension (Archivbild) nicht leicht: Sie sind in ungewohnter Umgebung desorientiert, sagt  Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Tierschutzvereins.                                                                                                                                                                                      © Foto: Markus Sontheimer      


Wenn Herrchen und Frauchen in Urlaub gehen, bringen sie normalerweise ihre Haustiere zum Tierschutzverein nach Türkheim: In den vergangenen Jahren war die Tier-Pension von Juli bis September ausgebucht, erzählt Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Vereins. In diesem Jahr ist es allerdings anders: „Aktuell haben wir kein Urlaubstier da“, sagt Hoffmann. „Es fahren coronabedingt weniger Leute in den Urlaub.“ Vor allem sind es keine längeren Reisen: Die Tier-Besitzer fahren über das Wochenende oder höchstens zehn Tage fort, statt wie bisher drei Wochen. Nur im September ist die Pension wie gewohnt ausgebucht.     


Katzenbabys kommen weiterhin

„Eigentlich dachten wir, dass wir in der Pandemie von Tieren überschwemmt werden“, sagt der Vereinsvorsitzende. Häufig geben Halter ihre Tiere ab, wenn sie nicht mehr genug Geld haben, um Medikamente und Arztrechnungen für die Tiere bezahlen zu können. Doch trotz der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise ist das nicht der Fall. Es wurden zwar einige Katzenbabys gebracht, doch das ist ganz normal.

Die Tier-Pension sollte nur beansprucht werden, wenn sie wirklich benötigt wird, sagt Hoffmann: „Tiere, die aufgenommen werden, weil sie in einer Notlage sind und sonst keine Bleibe finden, gehen immer vor.“ Beispielsweise werden Tiere von älteren Menschen dauerhaft abgegeben, die sich nicht mehr um sie kümmern können. Auch das Ordnungsamt bringt gelegentlich frei laufende Tiere vorbei. Die Kapazitäten in Türkheim sind jedoch begrenzt, sagt Hoffmann.         

  

Katzen sollte man eine halbe Stunde beschmußen   

Deshalb ist es besser, wenn sich Bekannte um die Haustiere kümmern, während die Besitzer im Urlaub sind. Vor allem für Katzen ist es   ohnehin vorteilhaft, im gewohnten Umfeld zu bleiben, da sie in unbekannter Umgebung desorientiert sind, sagt Hoffmann. Für die Urlaubsvertretung hat er einen flauschigen Tipp: „Man sollte Katzen jeden Tag eine halbe Stunde beschmusen.“ Auch für Hunde, die im Tierheim abgegeben werden, ist das nicht leicht, denn sie sind auf den Besitzer fixiert. Wenn Tiere nicht geimpft sind oder ein Hund zu aggressiv ist, werden sie nicht in die Tier-Pension aufgenommen. Der Verein lehnt im Einzelfall auch immer wieder Aufnahme-Anfragen ab, wenn die Tiere im Urlaub woanders untergebracht werden können.

Neue Regeln um Menschen zu schützen

Der Verein änderte zu Beginn der Pandemie die Besucherregeln im Tierheim. Normalerweise kamen oft Familien mit Bekannten, sagt Hoffmann. Dabei waren zum Teil 20 Personen auf einmal da. Während der Pandemie geht das nicht: Bis vor zwei Wochen durfte nur eine Person das Tierheim betreten, seit vergangener Woche können zwei Gäste gleichzeitig kommen. Die Regeln gelten, um Menschen zu schützen. Nach derzeitigen Erkenntnissen sind Haustiere vom Coronavirus weniger betroffen. Viren wurden  zum Beispiel bei Hunden nur in der Nase festgestellt, allerdings gibt es keine Übertragung. Hoffmann stützt sich dabei auf die aktuelle Veröffentlichung des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit.     

Kontakt aufnehmen über Beratungstelefon 

Der Verein hat trotz des eingeschränkten Publikumverkehrs während der Pandemie bereits 20 bis 30 Katzen vermittelt. Menschen rufen verstärkt auf dem Beratungstelefon des Tierschutzvereins an. Dort könne sich auch Personen melden, die Tiere abholen wollen. Die Interessenten haben die Möglichkeit, sich mit dem Tier erst einmal zu „beschnuppern“ und zum Beispiel mit Hunden Gassi zu gehen, erklärt Hans-Georg Hoffmann. Dafür melden sich trotz Corona fast täglich Tier-Freunde.  

Info Wer Interesse daran hat, Tiere aus dem Tierheim aufzunehmen oder sons- tige Fragen zur Thematik hat, kann sich beim     „Tierschutzverein Geislingen und Umgebung“ unter der Beratungsnummer melden: (07331) 93 17 22. Im Tierheim wohnen derzeit 36 Katzen und vier Hunde. Außerdem gibt es Schildkröten und Kaninchen.